CRITICAL RECONSTRUCTION OF MODERNISM

DDR AUSSEN2

 

Pamphlet für eine kritische Rekonstruktion der Moderne
Krampitz, April 2015

 

Mit der Aufforderung zu einer kritischen der Rekonstruktion der Moderne wird das Ziel verfolgt die Potentiale des unvollendeten Projekts der Moderne auszuschöpfen und die Rückwärtsgewandtheit der städtebaulichen Leitbilder Berlins kritisch zu befragen.

Das Projekt einer kritischen Konstruktion der Moderne knüpft damit sowohl an die Grundsätze der behutsamen Stadterneuerung als auch der kritischen Rekonstruktion an wie sie im Rahmen der IBA 1984/1987 formuliert wurden und fordert eine Anerkennung des Bestandes moderner Bauten und deren Weiterentwicklung im Sinne neuer Wohn- und Lebensformen. Eine kritische Rekonstruktion der Moderne wendet sich damit entschieden gegen die unkritische Rekonstruktion der traditionellen Stadt des 19.Jahrhunderts und der Errichtung einer Kulissen-Architektur im Sinne eines Pseudo-Historizismus, der in der Wirklichkeit in erster Linie die Verwertungslogik der Marktlogik bedient.

Während sich die IBA 1984/87 auf die Erneuerung des historischen Bestandes vor dem Hintergrund einer Kritik an der Kahlschlagslogik moderner Stadtproduktion konzentrierte, verfolgt eine kritische Rekonstruktion der Moderne das Ziel einer Neuinterpretation modernistischer Architektur- und Stadtmodelle.

Statt einer ‚Modernisierung’ traditioneller Stadtmodelle fordert eine kritische Rekonstruktion der Moderne daher eine Transformation und Fortsetzung modernistischer Leitsätze unter Berücksichtigung folgender Forderungen:

 

1 Konfrontation

Entgegen einer Harmonisierung und Gleichschaltung der Stadt werden Widersprüche, Brüche und Konflikte artikuliert und damit eine Verhandlungsbasis für eine dialogische Stadt geschaffen.

 

2 Prinzip des Unfertigen

Als offenes Experiment ist die Stadt ständigen Anpassungen unterworfen und muss daher auch die Qualität des Unfertigen kultivieren.

 

3 Heterogene Stadtproduktion

Das kollektive Projekt der Stadtproduktion erfolgt unter Einbeziehung einer Vielfalt von Akteuren und Interessensgruppen (im erweiterten Sinne der Akteur-Netzwerk-Theorie).

 

4 Recht auf Intimität im Stadtraum

Über eine differenzierte Ausgestaltung öffentlicher Bereiche wird die Aneignung der offenen Stadt möglich gemacht.

 

5 Inkrementelle Praxis

Durch eine kritische Rekonstruktion der Moderne wird die Stadt in seiner Wandelbarkeit und als Laboratorium für zukünftige Lebensformen begriffen.